Leider wissen wir nicht allzu viel aus erster Hand über den Marquis Nicola Lecaldano Sasso la Terza, denn als Linda, unsere Mutter bzw. Großmutter, im Jahre 1914 auf die Welt kam, war der Marquis bereits verstorben. Wie alle hohen Herrschaften jener Zeit wusste auch Don Nicola das Leben durchaus in vollen Zügen zu genießen. Nicola Lecaldano hatte ebenso eine Schwäche für schönen Frauen wie für elegante Segelyachten; in den alteingesessenen Seglerclubs von Neapel erinnert man sich heute noch an diesen Lebemann, der in den populären Kartenspielen „Tressette“ und „Scopone“ nahezu unschlagbar gewesen sein soll.
Er nannte im noblen Stadtteil Villanova eine zweite Residenz, „Villa Paradisiello di Posillipo“ genannt, sein eigen, und dorthin zog er alljährlich von Anfang Mai bis Ende März mitsamt allen Verwandten, Bediensteten und Kindermädchen um, denn er war der Überzeugung, dass „dort oben die Luft einfach besser sei“. Don Nicola liebte das Reisen: Er kannte nahezu alle Länder Europas und gelangte später ins östliche Indien und sogar bis nach Japan. Von dort aus schickte er mit einem Dampfschiff eine Kiste voll von wertvollen historischen Porzellanvasen ins heimatliche Neapel, die heute noch, nach reichlich 120 Jahren, die Wohnungen seiner Urenkel zieren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als die Ausgrabungen von Pompeji in vollem Gange war, trat Don Nicola als Geldgeber des Cavalier Cinquegrana auf, der in seiner „Werkstatt für graphische Arbeiten in Neapel“ aufwändige Drucke nach den Fresken und Mosaiken des antiken Pompeji herstellte. Diese Werkstatt befindet sich nur ein paar Schritte vom Chiaja Hotel de Charme entfernt an der Adresse Vico Rosario di Palazzo 25. Im Zimmer mit der Nummer 108, dem „Zimmer des Don Nicola“, hängen zwei historische Photographien unseres Ahnen an der Wand: Eine zeigt ihn an Bord eines Dampfschiffs, und eine andere, wie er sich stolz auf einer Rikscha präsentiert. Außerdem ist das Zimmer mit einer alten Druckgraphik aus der von ihm finanzierten Druckerei dekoriert.