Mein Urgroßvater Gaetano Fusella erblickte am 7.7.1877 das Licht der Welt. Im Hause Fusella war man angesichts dieses Geburtsdatum schlichtweg begeistert – echte Neapolitaner neigen nämlich durchaus zum Aberglauben: Die zahlreichen Ziffern „7“ würden dem Spross im Leben eine Menge Glück bringen, ist doch die „7“ eine magische Zahl, und zumal fällt der Namenstag von Gaetano am 7. August wiederum mit einer „7“ zusammen!
Gaetano Fusella schrieb sich am Konservatorium von Neapel für das Fach Violine ein. Sein Meister war Dvořák, der seinem hoch talentierten Schüler bereits 1894 und damit reichlich ein Jahr früher als üblich das Abschlußdiplom mit den Worten überreichte. „Mein Junge, ich vermag Dir keinerlei Geheimnisse über die Technik des Spiels mehr verraten, ich kann Dir nichts mehr beibringen!“. Die Hochachtung des Meisters Dvořák ging gar soweit, dass er, von schwerer Krankheit ans Bett gefesselt, den jungen Gaetano Fusella bat, ihn bei wichtigen Auftritten zu vertreten.
Gaetano Fusella gab mit seinem Streichquartett zunächst eine Reihe Konzerte in Italien, um dann Ende 1895/Anfang 1896 zu einer großen Tournee aufzubrechen, die ihn über das ägyptische Alexandria und Kairo bis nach Indien führte, und in kaum mehr als drei Monaten trat er bei 70 Konzerten als Soloviolinist auf. Bis 1905 war „Maestro“ Gaetano Fusella immer wieder auf Tournee im Ausland; er bereiste halb Europa und hegte dabei eine besondere Vorliebe für die skandinavischen Länder wie Schweden und Norwegen; hier eröffnete er gar eine Schule für Violine und wäre am liebsten für immer geblieben. Das Heimweh war am Ende wohl doch zu stark, und so kehrte er 1906 nach Neapel zurück, wo ihm der Lehrstuhl für Violine am Königlichen Konservatorium angetragen wurde.
Im Laufe der Jahre trug Gaetano Fusella eine beachtliche Sammlung an edlen Violinen, insgesamt 18 Meisterstücke, zusammen – darunter eine Postiglione und eine seltene Guarnieri del Gesù. Man berichtet, dass eines Tages während einer Konzertreise in Indien ein Maharadscha den jungen Künstler zum Diner in seine Residenz einlud und ihn aufforderte, nach dem Essen für die anderen Gäste zu spielen, worauf Fusella antwortete: „Euere Hoheit, ich bedauere, aber ich spiele nur mit meinem Instrument, das ich heute Abend nicht bei mir habe“. Da ließ der Maharadscha eine kostbare Guarnieri del Gesù bringen und sagte: „Maestro, diese hier ... das sei Euere Geige!“ Gaetano Fusella spielte mit großer Virtuosität einige Stücke für den Maharadscha und die anderen Gäste – und seine Violinensammlung war um ein besonders edles Meisterinstrument reicher! Gaetano Fusella ist bis heute weit über Neapel hinaus für seine Methodik zum Erlernen des Violinenspiels berühmt; anhand seiner Violinenschule haben einige der größten Violinisten der Welt das Geigenspiel erlernt und perfektioniert.